Zur Ausstellung "Im Wandel", Kunstverein Wörth 2023

Petra Ehrnsperger: Der Wind ist ein gar launischer Gesell - er ist hier und da und bestimmt das Sein - in Abstrakt und Acryl. Ihre Arbeiten entstammen dem Projekt Zeit Geräusche - welches den gesellschaftlichen Wandel, Stimmungen und persönliches Erleben der beginnenden Pandemiezeit thematisiert. Gefühlt und erdacht, in abstrakte Formensprache übersetzt, wie der Wind so nicht stofflich und nicht fassbar ist. Flächen - vielfach überlagert - oder geschichtet - erscheinen gleich zerklüfteten, schroffen Landschaften - Metaphern für Veränderungsprozessen, das Auflösen und Hinwegfegen des Bekannten. Es ist ein Hauch, ein Sturm, ein Fließen von Linien und Formen über die Leinwand - grenzenlos und Grenzen verwischt - ein hier und ein da und ein überall - oft ist es ein Auseinander driften im Gesamten - und doch, filigran verbunden, gar verästelt - halten sich Schwere und eine luftige Leichtigkeit in der Balance.
Aus der Laudatio zur Vernissage von Evelyn Hoffmann M.A.

 

Zur Ausstellung "Farben im Dialog", Kunstverein Essenheim 2023

Ausdrucksstarke Gestik und viel Dynamik in Petra Ehrnspergers neuen Acrylbildern. Luftige Linien bewegen sich auf kompakte Flächen zu, dichte Farbkörper werden mit rätselhaften Gebilden konfrontiert. Überall geschieht Begegnung, Berührung, Mischung. Bilder aus der Stille für die Stille von Pietro Capogrosso – einfach und zugleich mit großer Geste. Capogrosso legt zarte Farben breitflächig monochrom oder durchlässig über ein lichtes Grau. Es ist das mit Licht gefüllte Grau über dem Meer in Süditalien, seiner Heimat. FARBEN IM DIALOG miteinander – das Lebhafte mit dem Ruhigen, das Geschehen mit der Kontemplation, das Jetzt mit dem Zeitlosen. Seien Sie gespannt auf ein belebendes wie sinnliches Aufeinandertreffen.
Stephan Wiesehöfer

 

Zur Ausstellung "AQUA", Kunstarche Wiesbaden 2022

Die Malerin Petra Ehrnsperger, bekannt für ihre liquide expressive Acrylmalerei, steuert eine Arbeit auf ungewöhnlichem Bildträger bei: die RHEINWEGE schwimmen auf Plexiglas. Das Hochformat ist überspült von blaugrünen Pinselschlägen, regnend oben und düster lastend am Grund. Dazwischen schiebt sich eine weißlich-schleimige Flussbahn träge durch das Bild, mit giftigen purpurnen Einsprengseln. Ein durchaus toxisches Gewässer, will mir scheinen.
Bernd Brach, Kurator

 

Kunstprojekt 2020: "Zeit Geräusche"

Die Corona-Zeit hat auch in meiner künstlerischen Arbeit Spuren hinterlassen. In der Zeit des 1. Lockdowns im Frühjahr 2020 ist die Idee zu einer neuen Werkgruppe entstanden. In den Arbeiten werden verschiedene Aspekte der Unsicherheit unserer Zeit thematisiert. Unschärfe, Überlagerungen, Schichtungen lassen entfernt an zerklüftete raue Landschaften denken. Fließende Farben und zerrissene heftige Gesten sind eine Metapher für das Auflösen und Verschwinden des Bekannten. Für eine Ausstellung in der Galerie Tiberius Verman entstand die Serie "wohin?". Sie ist inspiriert durch die in den Geschäften aufgekleben Pfeile, die ein Einbahnstraßen-System markieren.
In den Serien "dunkler Wind" und "weißer Wind" habe ich mit Tuschen und Pigmenten experimentiert. Die Arbeiten wecken Assoziationen von Bewegungen und dunklen Landschaften, von Düsternis und Schwere. In "weißer Wind" deuten fließende Farbschichtungen auf eine neue Leichtigkeit hin, in der alles im Schwebezustand ist.

Die "Künstlertüten-Aktion" im Frühjahr, initiiert von der Galerie Tiberius Verman als Hilfsaktion für Künstler hat mich zu einer neuen Farbigkeit gebracht. Erstmals seit Langem habe ich auch wieder auf Papier gearbeitet und es entstand die Serie "Ich setzte den Fuß in die Luft". Sie beschreibt im Kontrast von starker und zarter Farbigkeit und luftig leichten Gesten, zum Teil in Kombination mit Bildmotiven als Transferdruck, einen Aufbruch. Feine Gespinste und Linien fangen auf, halten und verbinden.

2021 wird diese Werkgruppe weiter fortgesetzt, geplant sind Arbeiten auf großen Formaten und Plexiglas.

Petra Ehrnsperger, Januar 2021

 

Reines Jetzt

Zu meiner Arbeit "Ein Windstoß kommt auf" (2018, Acryl auf Leinwand, 40x40 cm) schreibt Susanne Claussen vom Dekanat Wiesbaden der EKHN, Juni 2020:
Reines Jetzt
Heute gibt es wieder mit dem BBK Wiesbaden eine aktuelle künstlerische Position aus Wiesbaden: Das Bild "Ein Windstoß kommt auf" von Petra Ehrnsperger.
Der Titel des Bildes entstammt einem Haiku der Wiesbadener Autorin Rita Rosen und verweist damit auf Petra Ehrnspergers Beschäftigung mit japanischer Kunst einerseits und andererseits darauf, dass sie sich immer wieder von Lyrik inspirieren lässt. Kunstfertigkeit und Reiz von Haikus bestehen in der extremen Reduktion: ... 17 Lauteinheiten werden zu fünf, sieben und wieder fünf Einheiten gruppiert - und diesem Schema folgt Rita Rosens Zeile "Ein Windstoß kommt auf".
Petra Ehrnspergers Bild sieht nicht aus, als würde sie nachzählen. Sie zerlegt die Worte nicht in Lauteinheiten, sondern lässt sie als Ganzes fließen. Dicke Farbspuren ziehen sich teilweise über die ganze Bildbreite. Sie heben sich vom Bilduntergrund farblich und physisch ab, aber legen sich ganz dicht aufeinander. Wenn dies der Wind ist, ist es keiner, der Sachen durcheinanderwirbelt und voneinander trennt, sondern es ist ein Wind, der die Dinge aneinanderpresst. Es ist ein Windstoß, der große Kraft hat. Wenn man ihn erlebt, kann man kurzzeitig an nichts Anderes denken. Man ist vollauf mit dem Empfinden beschäftigt. Die Welt verschwimmt vor Augen, man ist ganz im Jetzt und im eigenen Körper. Das reine Jetzt, das empfinde ich bei Petra Ehrnspergers Bild auf sehr intensive Weise.

 

Buchveröffentlichung

Zu meinem 2019 gemeinsam mit Rita Rosen veröffentlichten Buch "Mußestunden", das Haiku-Gedichte von Rita Rosen mit Bildern von mir verbindet, schreibt Horst-Oliver Buchholz, Vorstandsmitglied der Deutschen Haiku-Gesellschaft e.V., Mai 2020:
Wort und Bild gehen aufeinander zu, manchmal gemeinsam ein Stück des Weges, dann wieder nehmen sie Abschied voneinander. Nie sind sie beziehungslos zueinander. Mein ganz klares Lieblingsbild ist jenes auf Seite 16, eine reife Komposition von Farben und Formen. Hier gefallen mir insbesondere die scharfen, kantigen, dunklen Linien im unteren Bilddrittel sehr. Sie geben dem Bild Halt und setzen einen besonderen Akzent gegen die flächige Gestaltung im Ganzen.
 
 

Kunstprojekt 2018/19: "ZwischenRaum".

Charakteristisch für meine Arbeit ist das vielschichtige Überlagern verschiedener Bildebenen.

Seit Herbst 2017 arbeite ich an dem Thema "ZwischenRaum", inspiriert durch Haikus von Rita Rosen. Hier greife ich mein immer wiederkehrendes Thema "Zeit" wieder auf, es geht es um das "Zwischen-Reich", das Diffuse, Geheimnisvolle, Spirituelle oder das Unausgesprochene "zwischen den Zeilen". Gedanklicher Hintergrund sind melancholische Stimmungen des Verschwindens und Sich-Auflösens, der Versuch, das Nicht-Greifbare von Zeit sichtbar zu machen.

Als Grundlage und Inspiration dienen neben den Haiku auch Fotoserien, die ich mit meiner Malerei verbinde. Dies sind vor allem eine im Nov. 2017 entstandene Fotoserie vom Industriehafen Mannheim, sowie eine Serie von einem Abbruchhaus am Layenhof vom Mai 2018. Fotos aus diesen Serien werden digital überarbeitet. Bild-Überlagerungen schaffen einen unwirklichen "Zwischen-Raum", durch Ausschnitte und Vergrößerungen entstehen bewusst erzeugte Unschärfen. Erkennbare Motive lösen sich auf und zerfließen zu Rhythmen und Farbflächen. Ausdrucke werden als Collage ins Bild integriert oder dienen als Inspiration für die Bildgestaltung – die Realität zerfällt in Einzelteile, die künstlerisch neu zusammengesetzt und verbunden werden. Realitäts- und Zeitebenen werden verwischt und neu nterpretiert.

Mitte 2018 gab es einen intensiven künstlerischen Aufbruch. Fotos dienen nun überwiegend nur noch als Anregung für rein malerische Arbeiten, die Form, Struktur und Stimmung der Fotos aufnehmen. Gerade die Fotoserie des Abbruchhauses inspirierte mich zu stark farbigen Arbeiten in denen die Linie wieder eine wichtige Rolle spielt. Es entstanden sowohl luftig-leichte und auch schwere dichte Arbeiten.

Ein zweiter Weg 2018 war die "Entdeckung" einer neuen Farbigkeit. Durch sehr vielschichtige Bearbeitung in der Kombination von pastosen als auch lasierenden Farben entstanden dichte Strukturen und intensive Farbigkeit in schwungvollen Bewegungen, die manchmal entfernt an Landschaften erinnern. In diesen Arbeiten nehme ich die Stummung der Haiku wieder auf und interpretiere sie malerisch.

2019 wird das Thema "ZwischenRaum" fortgesetzt und weiter entwickelt.

Petra Ehrnsperger, März 2019

 

 

Kunstprojekt 2016/17: "Wege".

Im Januar 2016 habe ich ein neues Atelier bezogen. Nun habe ich hervorragende Arbeitsbedingungen! Der neue Raum inspiriert und beflügelt mich, Neues entsteht. Das Gedicht "Weg" von Mario Wirz begleitet mich dabei. Es thematisiert Aufbruch und Wagnis in der künstlerischen Arbeit. In den Arbeiten steht die Reflexion über meinen künstlerischen Weg sowie meinen Lebensweg im Mittelpunkt. Es geht hier um die mich stets begleitende Dualität zwischen Hell und Dunkel, Licht und Schatten in all ihren Facetten. 

Petra Ehrnsperger

 

 

Kunstprojekt 2014/15: "BildStörung".

Einführung zur Ausstellung in Hattenheim November 2014
Von Christine Rother

Petra Ehrnspergers künstlerischer Weg führte über die Beschäftigung mit Schrift zur gestischen Abstraktion. Lyrische Texte fließen in die Bildgestaltung ein.
Im Laufe der Jahre hat sie ihre eigene typische Handschrift entwickelt, in der sie immer wieder Schrift-Fragmente, ausdrucksstarke Gestik, Linien und Farbflächen verbindet. Ihre Bilder bestehen meist aus Collagen, die sie vielschichtig überarbeitet und in die sie oft auch verfremdete Bildmotive einbindet.

Seit 2012 arbeitet sie überwiegend an Kunstprojekten zu einem bestimmten Thema. Diese umfassen jeweils mehrere Bildserien und beschäftigen sie über einen längeren Zeitraum. Hier steht das Einzelwerk in einem größeren Zusammenhang.

In dieser Ausstellung zeigt Petra Ehrnsperger Arbeiten aus ihrem 2014 begonnenen Projekt „BildStörung“, das noch nicht beendet ist. In diesem Projekt verbindet sie Fotografie und Malerei. Es entstehen mehrere Bildserien, sogenannte. „Gruppen“. Grundlage jeder Gruppe ist jeweils ein Fotomotiv und eine Gedichtzeile. Bildmotive, die die Künstlerin verwendet – zum Teil selbst fotografiert, zum Teil aus den verschiedensten Medien – werden am PC oder direkt im Bild als Collage verfremdet, zerstört, unkenntlich gemacht. Der Titel Bild-Störung drückt dies aus.

Gedankliche Grundlage für dieses Thema ist die immense Bilderflut, der wir täglich in allen Medien ausgesetzt sind. Dabei ist uns oft nicht bewußt, das alle diese Bilder nachträglich bearbeitet werden. Die Realität wird verbessert, geschönt, alles Unperfekte getilgt. Wir haben uns bereits an das absolut Perfekte gewöhnt.
Mit diesem Kunstprojekt geht Petra Ehrnsperger den umgekehrten Weg: Bildmotive werden bewusst zerstört, zerrieben, zerkratzt, unkenntlich gemacht, es reizt sie gerade das Unperfekte wie gerissene Ränder und Kanten, Unschärfe, unrealistische Farben. Bei den eigenen Fotos geht es ihr deshalb auch nicht um perfekte „Fotokunst“, sondern um poetische Momentaufnahmen.
Auf dem Layenhof in Mainz, wo sie ihr Atelier hat, fand sie die für dieses Projekt passenden Motive: morbide verfallende Gebäude, die in ihrer stillen Poesie wie aus der Zeit gefallen scheinen. Diese bilden den Kontrast zu Bildmotiven aus Zeitschriften, beides wird bei der Bildbearbeitung gleichermaßen verwendet, miteinander verwoben und verarbeitet und in Petra Ehrnspergers künstlerische Sprache „übersetzt“.

Farben der ursprünglichen Bildmotive werden dabei z.B. komplett verändert, grell bunt übersteigert oder bis auf schwarz-weiße Strukturen reduziert. Petra Ehrnsperger integriert dann die Prints ins Bild und unterwirft sie im gestalterischen Prozess einer weiteren Zer-Störung, so dass am Ende das ursprüngliche Motiv kaum noch erkennbar ist. Texte und Farbflächen zerfließen, Bildfragmente reduzieren sich zu malerischen Strukturen.

Eine zweite Herangehensweise ist, daß das bearbeitete Fotomotiv als eigenständiges Werk bestehen bleibt, während Petra Ehrnsperger sich im Schaffensprozess auf dieses bezieht und von dessen Aussagekraft, Farben und Strukturen zu weiteren Arbeiten anregen lässt. Plexiglas als bevorzugter Bildträger ermöglicht durch seine Transparenz ein Durchscheinen rückseitig aufgebrachter Motive, so dass auch dadurch ein Zurücknehmen und Verschwinden von Bildmotiven erreicht wird.

Der Betrachter kann auf Spurensuche gehen und das den Bildern innewohnende Geheimnis ergründen.

 

Kunstprojekt 2013: "Aufbruch ohne Gewicht"

Anläßlich meines doppelten Jubiläums 2013 (50. Geburtstag und 20 Jahre künstlerische Arbeit) habe ich ein Projekt mit 20 zum Teil mehrteiligen neuen Arbeiten realisiert. Damit ziehe ich eine Art Zwischenbilanz meines bisherigen Kunstschaffens. Ich stelle jeweils eine frühere Arbeit der letzten 20 Jahre einer aktuellen Neu-Interpretation gegenüber und mache damit meine künstlerische Entwicklung und heutige Positionierung als Malerin sichtbar.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der das gesamte Projekt dokumentiert.

Ein Teil der Arbeiten des Projekts ist unter "Arbeiten - 2013" zu sehen.
Petra Ehrnsperger